Page 4 - AHP Magazin 2022 DE
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ahp.magazin: Heißt das, dass AHP Merkle aktuell keine ahp.magazin: Was tut man in so einer Zeit?
Probleme mit den Lieferzeiten hat? CME: Wir haben uns sehr viele Gedanken gemacht, denn wir ha-
CME: Ja, genau so kann man es formulieren. Die Lieferzeiten sind ben in den Jahren vor der Pandemie sehr viel investiert. Und das ist
von uns speziell im IV. Quartal 2021 sehr gut eingehalten worden. dann schon eine Belastung in solchen Zeiten. Nicht einmal so sehr
real, sondern, wie soll ich sagen, seelischer Ballast. Und das Wort
ahp.magazin: Wie kann AHP Merkle liefern und andere „Kapitaldienstfähigkeit“ ist ein schwieriges Wort in diesen Tagen.
nicht? Von dieser Last haben wir uns befreit, indem wir ein Großteil un-
CME: Das kann ich nur für uns beantworten. Wir haben seit vielen serer Immobilie an einen tollen Investor verkauft haben und wir
Jahren eine sehr verantwortungsvolle Lagerbewirtschaftung und somit unsere Bankverbindlichkeiten in sehr großem Umfang re-
Lagerhaltung. Damit meine ich, dass wir die Lieferfähigkeit immer duzieren konnten. Mehr im Artikel auf Seite 28.
in den Vordergrund gestellt haben. Hohe Sicherheitsbestände,
langfristige und sehr gute Beziehungen zu unseren Lieferanten ahp.magazin: War das ein Geniestreich oder wie müssen
sowie langfristige Rahmen- und Abrufaufträge gehören da ein- wir das verstehen?
deutig dazu. Und aufgrund der aktuellen Situation haben wir un- CME: Nein, wahrlich nicht. Es war die richtige Entscheidung
sere hohen Lagerbestände im Kalenderjahr 2021 noch einmal um zur richtigen Zeit. Es gab für diese Überlegung und Umsetzung
20 Prozent nach oben gefahren, das sind immerhin knapp 1,6 ein Zeitfenster, das wir genutzt haben. Kurz vor Abschluss der
Mio. Euro. Unter anderem musste der Bestellpunkt bei Sensoren Transaktion sah es so aus, dass sich die Lage wieder deutlich ver-
6 mal in einem Jahr angepasst werden. Denn: Wir wollen liefern bessert und der Verkauf gar nicht mehr notwendig ist. Wir ha-
INTERVIEW können, wenn uns unsere Kunden benötigen! ben dennoch verkauft und sind heute froher denn je, es getan zu
haben. Denn, die Lage ist noch immer nicht stabil. Dafür unsere
mit Christen Merkle ahp.magazin: Das heißt, dass eine Lagerbestandsredu- Seelen-Lage (lacht).
zierung während der Pandemie nicht das Mittel der Stunde
bei AHP Merkle war? ahp.magazin: Also alles gut?
ahp.magazin: Schon wieder ist ein Jahr vergangen. Wie sieht ahp.magazin: Konnten Kundenkontakte in 2021 stattfinden? CME: Genau. Denn wir alle wissen, dass diese schwierige Zeit CME: Eigentlich schon. Die Analyse des Messejahres 2021 zeigt
die aktuelle Stimmungslage aus? CME: Ja, und zwar mehr als wir dachten. Wir haben von Jahresbe- vorüber gehen wird. Und dass es dann wieder schnell gehen uns, dass wir es geschafft haben, trotz widriger Umstände und
CME: Ja, wir haben ein sehr anspruchsvolles Jahr hinter uns und ginn 2021 an alle Kundenkontakte notiert und kamen gemeinsam kann und die Auftragslage über Nacht eine andere sein wird. Und viel Homeoffice und Schichttrennung, Kontaktbeschränkungen
der Frust ist relativ groß. Denn wir sind aktuell so fremdbestimmt, mit China, Portugal, Spanien, Italien, Polen und anderen Ländern genau das erleben wir jetzt. Aufgrund von (vor-)schnellem Herun- und -Verbote, vorwärts zu kommen. Auch im Vergleich zu an-
wie wir das bisher nie waren. Kontaktbeschränkungen, Schicht- auf knapp 4.300 echte Kontakte! Das hat uns sehr überrascht und terfahren von Kapazitäten und dem Freistellen von Mitarbeiter*in- deren Unternehmen am Markt. Und das ist ja das, was wir wol-
trennungen, Corona-Tests, Impfungen, Boostern, Diskussionen, ... gefreut. nen haben wir jetzt die Probleme auf dem Beschaffungsmarkt. len! Wir wollen bewegen! Und dazu gehört das erste Patent der
All das führt dazu, dass wir immer wieder geplante Veranstaltun- Firmengeschichte. Und viele andere positive (Weiter-)Entwick-
gen, Messen, Besprechungen, etc. absagen, verschieben, neu pla- ahp.magazin: Wo haben diese Kontakte stattgefunden? ahp.magazin: Hat AHP Merkle 2021 Mitarbeiter*innen lungen, die wir teilweise bereits hier im Magazin zeigen können
nen, wieder absagen müssen. Das alles nervt schon sehr. Und auch, CME: 3.500 echte Kontakte durch Kundenbesuche, Messen oder freigestellt, weil sie aktuell nicht benötigt wurden? oder aber die noch „geheim“ sind. Aber wir wollen ja auch im
weil halt aktuell kein Ende in Sicht ist… Schulungen stehen einer deutlich geringeren Zahl von 600 digitalen CME: Nein, das haben wir nicht. Aus den gleichen Gründen, wie nächsten Magazin wieder über Neues berichten können!
Kontakten, also Teilnehmer*innen an unseren digitalen Angeboten wir die Lagerbestände nicht reduziert haben. Weil wir wissen, wie
ahp.magazin: Also, alles wie im Vorjahr auch…? gegenüber. Hinzu kommen weitere ungefähr 5.000 bis 6.000 Tele- schwierig gut ausgebildetes, fachlich hervorragendes Personal ahp.magazin: Das hört sich ja gut an!
CME: Eigentlich war es gar nicht so schlimm. Denn „hurra, wir fonate, die im Laufe von 2021 gezielt geführt wurden. zu finden ist. Deshalb haben wir in vollem Umfang an unserem CME: Irgendwie beruhigend ja, zum Ausruhen reicht es nicht.
leben noch!“ Das meine ich weder witzig noch spöttisch. Nein, Personal festgehalten. Letztlich die natürliche Fluktuation haben Aber das habe ich nicht vor und wir alle bei AHP Merkle auch
ich bin ehrlich sehr froh und dankbar, dass wir noch leben. Damit ahp.magazin: Dann sieht die Stimmungslage gar nicht so wir dazu verwendet, nicht gleich wieder in gleichem Umfang Mit- nicht. Wir wollen auch 2022 Gas geben. Und uns weiter gut ent-
meine ich zum einen natürlich AHP Merkle. Aber noch viel mehr wir schlecht aus? arbeiter*innen einzustellen. Aber da sich mehrfach die Chance auf wickeln. Das haben unsere Kunden verdient. Und sie erwarten
persönlich. Meine Frau und ich. Die Kinder und Enkelkinder und die CME: (nachdenklich) Die Stimmungslage aktuell zu beschreiben, ist einen „guten Fang“ geboten hat, haben wir auch 2021 zuge- das auch von uns!
Mitarbeiter*innen… Klar, es lief vieles nicht rund und wir mussten schwierig. Der Auftragseingang ist ordentlich und speziell in der schlagen.
immer wieder Menschen vor den Kopf stoßen, es ging vieles nicht. letzten Woche von 2021 hervorragend gewesen. Dennoch hakt es ahp.magazin: Ein letzter Kommentar?
Und vieles nicht so, wie wir das gerne täten. Oder die Mitarbei- an allen Ecken und Enden. Nachdem aufgrund von verschiedenen ahp.magazin: Das alles kostet Geld. Viel Geld, das so gar CME: Die letzten zwei Jahre haben uns gezeigt, dass wir noch
ter*innen das gerne hätten. Aber, verglichen mit anderen, kranken Faktoren (Umstellung der Automobilindustrie auf die E-Mobilität nicht vorhanden war während der Pandemie. Wie hat AHP viel lernen können und lernen müssen. Und auch schon gelernt
Menschen, mit Menschen in armen Ländern, geht es uns nach wie etc.) deutlich weniger Hydraulikzylinder verkauft wurden, kommen Merkle das gelöst? haben. Das gesamte Team von AHP Merkle ist gewillt, diese Her-
vor sehr gut! Das zu sehen, ist in diesen Zeiten nicht einfach. Aber: aktuell die Probleme bei den Lieferketten hinzu. Kunden, die be- CME: Das war und ist eine der größten Herausforderungen, die ausforderung auch 2022 anzunehmen. Zu agieren. Denn agieren
Es lohnt, sich darüber Gedanken zu machen. Denn das Ergebnis reits jetzt gerne bei uns bestellen würden, verschieben die Projekte, wir zu bewältigen haben: Liquidität zu beschaffen und zu haben. bedeutet zu handeln, bevor man gehandelt wird.
kann ich (fast immer) vorhersagen: Es geht uns viel besser als wir weil andere Produkte teilweise bis zu 40 Wochen Lieferzeit aktuell Nicht zuletzt kostet die Erhöhung der Lagerbestände Geld. Geld,
uns manchmal einreden! Einfach mal aus dem Fenster schauen und haben. Da werden unsere Hydraulikzylinder eben erst viel später das „herumliegt“ und erst einmal nichts bringt. Dazu kommt,
feststellen: So viel hat sich doch auch nicht geändert! Und vieles bestellt. Das ist schon schade. dass die Ertragslage im Jahr 2021 nur im ersten Quartal wirklich
wird auch wiederkommen. Irgendwann. gut war. Danach war sie im gesamten Jahr 2021 eher unbefrie-
digend.
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